Explosion und Brand in Düsseldorf Kioskbesitzerin und ihre Söhne von Polizei befragt
Update | Düsseldorf · Nach der Explosion in einem Kiosk in Düsseldorf-Flingern ermittelt eine Mordkommission. Die Besitzerin des Kiosks und ihre Söhne sollen bereits vernommen worden sein. Ein Toter hatte Verletzungen, die nicht zu dem Brand passten, aber auch nicht zu einer Verdeckungstat.
17.05.2024, 13:42 Uhr
Nach der verheerenden Explosion und dem Brand in einem Düsseldorfer Mehrfamilienhaus im Stadtteil Flingern laufen die Ermittlungen zum Tathergang weiter auf Hochtouren. Nach Informationen unserer Redaktion aus Ermittlerkreisen sind am Donnerstag bereits die Kioskbesitzerin sowie ihre Söhne bei der Polizei zur Vernehmung gewesen. Ihr Mann wurde zu dem Zeitpunkt noch vermisst.
Ersten Ermittlungen zufolge soll es in der Familie Fälle von häuslicher Gewalt in den Jahren 2017 und 2022 gegeben haben; auch liegen wohl erste Erkenntnisse über eine mögliche psychische Erkrankung des Ehemannes der Kioskbesitzerin vor.
Die Explosion hatte sich am frühen Donnerstagmorgen gegen 2.25 Uhr in dem sechsstöckigen Haus ereignet. Von einem Kiosk im Erdgeschoss hatte sich ein Feuer ausgebreitet. Die Flammen schlugen auf die darüber liegende Wohnung über. Drei Menschen starben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Donnerstag wurde ein Toter in einer Wohnung entdeckt, zwei im Treppenhaus. Ob der Ehemann der Kioskbesitzerin unter den Toten ist, wird noch ermittelt.
Nach Informationen unserer Redaktion aus Ermittlerkreisen wurde jedoch eine der drei Leichen im Kiosk gefunden, die aber noch nicht identifiziert wurde. Bei einem anderen Opfer soll es sich um einen 18-Jährigen handeln. Seine Familie hat online eine Spendenaktion veröffentlicht, um die Beerdigung zu finanzieren und die Ausgaben für eine neue Unterkunft zu decken. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht. Die soll aber noch am Freitag folgen, dann soll die Identität aller bei der Explosion ums Leben gekommenen Personen geklärt werden. Polizei und Staatsanwaltschaft haben aber eine Presseerklärung angekündigt, die etwas Klarheit bringen soll.
Brand- und Todesursachen noch unklar
Erst einer der Toten konnte am Donnerstag offiziell identifiziert werden. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 55-jährigen Mann, der in einer Wohnung des Hauses lebte. Staatsanwalt Martin Stücker bestätigte, dass dieser Mann Verletzungen erlitten hatte, die weder zur Explosion noch zum Feuer passten.
Noch sei nicht klar, wie diese Verletzungen zustande gekommen sind, der Staatsanwalt wollte eine Fremdeinwirkung nicht ausschließen. Genaueres müssten nun die Untersuchungen der Sachverständigen ergeben. Mit der Theorie, es könnte sich um eine Gewalttat und eine anschließende Vertuschung handeln, stimmten sie jedoch nicht überein, so Stücker.
Die Todesursachen stehen ebenfalls noch nicht definitiv fest, stünden aber vermutlich im Zusammenhang mit dem Brand, so Stücker weiter. Die Spuren vor Ort deuteten auf eine heftige Explosion hin, für die es aber noch keine Erklärung gebe.
Auch Einsatzkräfte der Feuerwehr bestätigten, dass die Detonation außergewöhnlich stark war. Die Polizei hat bislang „keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung“, also auf eine Brandstiftung, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Brandermittler der Polizei, des Landeskriminalamts und ein externer Gutachter hatten das Haus untersucht. Deren Ergebnisse zur Brandursache werden nun ausgewertet.
Die Polizei hatte zwischenzeitlich eine sogenannte BAO, Besondere Aufbauorganisation, eingesetzt, um die Lage zu bearbeiten. Diese wurde aber wieder eingestellt. Nach Informationen unserer Redaktion erfolgt die weitere Bearbeitung des Falls jetzt in einer Mordkommission.
Gehweg vor abgebranntem Haus noch gesperrt
Wie unsere Reporterin vor Ort berichtet, ist am Freitagmorgen das Erdgeschoss des Gebäudes, in dem sich der Kiosk befand, mit Spanplatten verbarrikadiert. Vor dem Haus steht ein erster Container, in dem Schutt gesammelt wird. Die bei der Explosion beschädigten oder zerstörten Autos wurden abgeschleppt, die Straße gereinigt. Der Gehweg vor dem Haus ist am Morgen nach wie vor gesperrt. Vor den Absperrungen stehen zahlreiche Menschen, die das abgebrannte Haus betrachten und Fotos machen.
16 Personen wurden bei dem Brand verletzt und in Krankenhäusern behandelt. Alle Wohnungen im Gebäude sind nach dem Feuer unbewohnbar, aber nicht einsturzgefährdet. Die Stadt Düsseldorf hatte am Donnerstag 43 Schlafplätze in Hotels und Appartements bereitgehalten.
Eine vierköpfige Familie, die sich derzeit noch in einer Klinik befinde, wolle das Angebot nach ihrer Entlassung nutzen, heißt es von der Stadt. Alle anderen Betroffenen sind privat, bei Familienangehörigen oder Freunden, untergekommen. Auch das angrenzende Gebäude wurde beschädigt, die Anwohner durften aber schon am Donnerstag in ihre Wohnungen zurückkehren.
Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, dass der Staatsanwalt eine Vertuschungstat dementiere. Das ist nicht korrekt. Die Staatsanwaltschaft teilte lediglich mit, dass die Verletzungen eines Toten nicht zu einer Verdeckungstat passen würden.
Da es sich um laufende Ermittlungen handelt, kann sich der aktuelle Stand jederzeit ändern. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden.
Hier geht es zur Bilderstrecke: Aufräumarbeiten nach tödlichem Brand in Düsseldorf-Flingern
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